Leider ist Alex im Februar 2015 verstorben, wir werden ihn nie vergessen. Er hat uns in unserer Überzeugung gestärkt, dass jedes einzelne Lebewesen eine einzigartige, unersätzliche
Persönlichkeit ist, der mit Respekt und Empathie zu begegnen ist.
Alex ist heute - da seit ca 5 Jahren flugunfähig - aber der absolute Chef am Boden unserer Rekonvaleszenzvoliere. Er
wurde nach einem anonymen Anruf angenagelt an einem Scheunentor gefunden - 4 Nägel fixierten ihn.
Als ich ankam, dachte ich zuerst er wäre tot - es war kalt, Spätherbst und es hatte geregnet. Er war naß, die Augen
verschwollen - kaum zu sehen, der Kopf hing herunter - hob sich ganz leicht, als ich ihn vorsichtig berührte - fiel aber sofort wieder herunter.
Werkzeug war im Auto - eine unendliche Tortour für Alex, das Ziehen der 4 Nägel - die die beiden Flügel in Höhe des
Brustkorbes die Brust selbst und den Unterleib durchbohrten - zu überstehn.
Eine Einmalspritze mit einer Traubenzuckerlösung half Alex der offensichtlichen Dehydrierung entgegenzuwirken - er
sackte aber kurz darauf wieder zusammen. Während ich Richtung Stadt fuhr konnte ich Alex in einer Arztpraxis als Notfall melden, er wurde bei Ankunft auch sofort untersucht und für nicht
"lebensfähig" befunden - auf Bitte wurden seine Wunden aber versorgt - der Luftsack war anscheinend nicht verletzt - ein Antibiotikum gespritzt.
Ich nahm ihn mit nach Hause - lange lange Zeit verweigerte er Futter und Wasser selbstständig zu sich zu nehmen - also
bereiteten wir Brei aus gemahlenem Taubenfutter und Wasser und füttern ihn täglich mit "Einmalspritzen". Seine Flügel waren entzündet, heilten sehr langsam - er konnte sie auch nicht
bewegen.
Damit ich ihn ständig im "Auge" hatte - denn irgendwie war ich mir sicher, dass er sich - trotz absoluter Lethargie -
wieder erholen würde, kam er von Anfang an in einen offnen kleinen Korb, den ich in Augenhöhe über meinen Schreibtisch hängte.
Rudiquietsch - mein Kater und Taubenfreund - schaute ab und zu hinein, verstand aber nicht warum nun diese Taube
sich absolut nicht bewegte. Witzigerweise war das Hineinschauen von Rudiquietsch die Lösung denn als er das erste mal den Korb zum Schwingen brachte, versuchte Alex im Korb die kleinen
Schwankungen mit seinen Flügeln auszugleichen. Das war im Prinzip der Anfang einer 6 Monate andauernden Therapie - leichtes Schaukeln eines Korbes als Gymnastik.
Das "selbstständige" Essen von Alex - fast ein ähnlicher Zufall - funktionierte mit einem Refelex von Alex.
Er rührte ja die Körner in seinem Korb selbständig nicht an ... irgendwann, nach dem ich mir gar nicht mehr
zu helfen wusste, nahm ich eine handvoll und ließ das Futter auf ihn herunterrieseln und reflexartig fing er an hastig zu picken - und kurz darauf pickte er auch in meine Hand um seine
Privatsphäre zu verteidigen und in Rudiquietsch´s Nase. Ab dem Zeitraum wusste wir beide - Alex war zurück im Leben.
Heute - 5 Jahre später - als Oldie - ist er immer noch Chef im Ring bei uns:
Und das ist Alex' Freundin. Die beiden passen gut zusammen: