Die Titelstory des letzten Heftes („Hauptsache für die Tiere! Wie unkritisch und unpolitisch dürfen die Tierrechtsbewegung und ihre Repräsentierenden sein?“
in TIERBEFREIUNG, Heft 67) behandelte in erster Linie die „Hauptsache für die Tiere"-Fraktion, die sich in der Tierrechtsbewegung ausmachen lässt. Dadurch, dass ein namhafter Tierrechtler einem
Nazi-Medium ein Interview gab und ein Tierschutz-/Tierrechts-Verteiler die Bekanntheit dieses Mediums bewusst fördert, bekamen wir einen bedauerlichen Anlass zu diesem Artikel und der sachlichen
Auseinandersetzung mit dieser Einstellung.
Doch der Artikel wendet sich nicht gegen jene Tierschützer_innen oder Tierrechtler_innen an sich, die jene Einstellung (noch) haben. Sondern er erhellt diese Einstellung, von der ich glaube, dass sie schädlich für die Bewegung ist und etwas mehr reflektiert werden sollte. Eine – bescheidene und manchen nicht weit genug führende – Kernaussage war: Zumindest politische Fehler sollten vermieden werden, wozu ein etwas kritischeres Bewusstsein von Nöten sei. Aber auch: Menschen sind ebenfalls zu schützende Tiere, auch ihnen gebührt Respekt!
Nun beleuchtet der als persönliche Ansicht erkennbare Artikel gleich mehrere Gruppen: Neonazis mit ihrem Bemühen, ihre Ideologie in der Tierrechtsbewegung zu verbreiten und das Thema Tierrechte für ihre Zwecke zu benutzen. Sowie die Glaubensgemeinschaft Universelles Leben bezüglich der Frage der Entpersönlichung und ihrer breiten Tolerierung in der Bewegung. Auf einer zweiten Ebene dann die erwähnte Fraktion, die sich scheinbar mehr um Tiere sorgt, der Respekt Menschen gegenüber jedoch zweitrangig zu sein scheint. Dann aber auf einer dritten Ebene auch Einzelne des vor allem linken Spektrums, die (sofern es zutrifft!) diskursabgehoben Meinungshoheit für sich beanspruchen und Andere ausgrenzen, wenn diese nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Wir hatten für die letzte Ausgabe größte Mühe, ein passendes Titelfoto zu finden, das zum Thema passt. Das Heft war längst schon fertig und hätte bereits verschickt werden sollen. Ein Foto zu finden, das zum Thema „Hauptsache für die Tiere“-Einstellung passt und keine Personen und Gruppen direkt angreift, ist nicht einfach zu finden. Das Titelfoto, für das wir uns letztendlich entschieden, zeigt den Vorsitzenden der Tierschutzpartei, wie er vor dem KZ Dachau für die Tiere demonstriert. Wie passt Stefan Bernhard Eck da ins Bild und in den Rahmen des Artikels? Zu der Aktion und dem Foto bekennt sich die in der Öffentlichkeit stehende Person Stefan B. Eck öffentlich (auf der eigenen Homepage und auf dem Welt-Vegetarier-Kongress 2008 in Dresden) und sieht darin kein Problem, so dass wir es für sich sprechen lassen wollten. Immerhin hatten wir Eck, seine Aktion und seine Einstellung nicht in der Titelstory thematisiert. Doch gerade dies führte zu breitem Unverständnis, vor allem seitens mancher Tierschutzpartei-Mitglieder. Aber auch Andere der Tierrechtsbewegung verstanden den Zusammenhang nicht. Aufgrund der großen Nachfrage erklären wir hiermit unsere Entscheidung.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde und einem darauf folgenden Gespräch (zu dessen Beginn ich erklärte, dass ich für die TIERBEFREIUNG schreiben würde) stellte ich Stefan B. Eck 2008 kritische Fragen zu einigen heftigen und im Raum stehenden Vorwürfen gegen seine Person und Partei. Es war von Mobbing, Intrigen, Lügen, Veruntreuungen und sogar „Stasi-Methoden“ innerhalb der Tierschutzpartei die Rede, was zu massiven Austritten und einem Selbstmordversuch geführt hätte. Eck äußerte mir gegenüber (im Zweiergespräch dann sogar in ruhigem Ton): „Ich muss mich fragen: Was ist mein Hauptziel? So ganz demokratisch, oder für die Tiere?“ Nach seinem „Aufräumen“ mit den „Querulanten und Untergräbern“, die „gekauft“ und „typisch deutsch“ seien, würde seine Partei nun „eine sehr gerade Linie“ verfolgen. „Es gibt keine Streitigkeiten mehr in der Partei.“ Das hört sich für mich nicht nach einer sachlichen Auseinandersetzung mit Menschen und deren Kritik und Vorwürfen an. Eck selbst versteht seine Rolle an erster Stelle als „Führung“ der Partei, und einen anderen Eindruck gibt das Gesamtbild in meinen Augen auch nicht her. Wer für die Tiere ist, soll Geschlossenheit und Einigkeit präsentieren – mit allen, die „für die Tiere“ und am Zuge sind.
Ecks Position zum Universellen Leben (UL) ist ebenfalls fragwürdig, wenn er hinter dem vielfältigen und intransparenten Engagement nicht das UL selbst, sondern (zufällig?) dem UL angehörige „Privat“personen als Initiatoren sehen möchte – mit denen er dann zusammenarbeitet. Die direkte Zusammenarbeit mit dem UL würde eigentlich ein Parteibeschluss verbieten. Nur wenige Monate vor seiner Benennung zum Parteivorsitzenden hielt Eck auf Demonstrationen des ULs in Siegen, München und Nürnberg (2007) richtungsweisende Reden: „Ich habe einen Traum, ich träume, dass eines Tages alle Tierfreunde zusammen demonstrieren. Denn nur so können wir etwas bewirken. Heute snd wir vielleicht 500 Demonstranten, morgen 1000, aber eines Tages sind wir 10.000 oder 50.000 Demonstranten. Das ist mein Traum – einer starken Allianz für Tierrechte.“
Es spricht einiges für die Ansicht von Achim Stößer, Andreas Hochhaus, Colin Goldner und anderen, die seit 2002 von einer intransparenten Absicht des ULs zur „Unterwanderung“ der Tierrechtsbewegung sprechen, wenn man sich den Fall „Kurt Eicher“ vor Augen hält. Kurt Eicher, Koordinator der Initiative zur Abschaffung der Jagd, wehrte sich jahrelang vehement gegen die Vorwürfe der Unterwanderung seiner Organisation durch das UL und nannte diese einen „totalen Quatsch“. Weiter: „Wir haben mit Leuten von denen zusammengearbeitet, aber deshalb übernimmt uns doch keiner.“ Er habe keine „Berührungsängste“ zum UL, also zu „denen“, aber seine Initiative sei unabhängig vom UL. Und auch Dr. Christian Sailer versicherte dem Berliner Tagesspiegel, dass es zwischen der Gemeinschaft um Gabriele Wittek und der Anti-Jagd-Initiative keinerlei Verbindung gebe. Sailer, ein ehmaliger Scientology-Anwalt und im innersten Kreis des Universellen Lebens, sollte auf Eichers Symposion „Natur ohne Jagd“ 2002 in Berlin eine Rede halten. Denn er sei früher ein bekannter Münchener Jurist mit Schwerpunkt Umweltrecht gewesen, so betonte Eicher. Sailer teilt mit Dr. Gert-Joachim Hetzel eine Anwaltskanzlei, die verstärkt für das UL tätig ist und übrigens auch Eicher gerichtlich vertritt. Sailer und Hetzel gehören zum Vertrauenkreis der UL-„Prophetin“ Gabriele Wittek.
Hetzel selbst ist als Vorstand des Universelles Leben e. V. im Impressum der Homepage des UL als „inhaltlich verantwortlich“ eingetragen, gehört zur UL-Führungsriege und wohnt(e?) sogar mit der UL-„Prophetin“ Gabriele zusammen auf Gut Greußenheim.
Hetzel selbst ist als Vorstand des Universelles Leben e. V. im Impressum der Homepage des UL als „inhaltlich verantwortlich“ eingetragen, gehört zur UL-Führungsriege und wohnt(e?) sogar mit der UL-„Prophetin“ Gabriele zusammen auf Gut Greußenheim. Die Tatsache, dass Eicher in seiner Heimatstadt Heilbronn die UL-Gottesdienste besucht(e) und damit selbst Anhänger der Glaubensgemeinschaft ist, verschweigt Eicher nicht nur, sondern er sucht zudem die Täuschung über diesen Sachverhalt. Auf eine klare Frage wie „Bist du Anhänger?“ antwortet er ausweichend, dass er „kein Mitglied“ sei. Auf eine wiederholte Frage hin, welche die Anhängerschaft betont, sieht er sich legitimiert, mit dem Vorwurf zu reagieren, die fragende Person sei doch von den Jägern und den Großsekten bezahlt. Hetzels Frau ist zudem die Schwester von Kurt Eichers Frau. Kurt Eicher hat somit nicht nur eine geschäftliche und religiöse, sondern sogar eine direkte familiäre Verbindung zur UL-Führungsriege. Warum versuchen Eicher, Sailer und Co. über Lügen das Bild von „keinerlei Verbindung“ zwischen dem UL und der Initiative zur Abschaffung der Jagd aufzubauen?
Zu Kurt Eicher und seiner Initiative pflegt Stefan B. Eck und die Tierschutzpartei eine ausgesprochen gute Beziehung. Auf gleich mehreren Fotos ihres Medleys über sich selbst zeigt die Partei sich in „Kooperation“ mit Eichers Initiative. In seiner Rede auf der Demonstration für die Abschaffung der Jagd am 7. Juli 2007 in München sagte Eck: „An Kurt Eicher und der Initiative zur Abschaffung der Jagd kommt heute keiner mehr vorbei.“ Das ist eigentlich eine klare Ansage an die Tierschutzbewegung, die von 50.000 Demonstrierenden „für die Tiere“ (gleich welcher Einstellung) träumt. Wird die Kooperation der Tierschutzpartei mit dem UL wenigstens jetzt aufgelöst, nachdem (nicht zum ersten Mal) offengelegt wurde, dass Kurt Eicher die Tierrechtsbewegung willentlich über seine UL-Anhängerschaft und sogar direkte Verbindung zur UL-Führungsriege täuschte und somit ein offensichtlicher Baustein im intransparenten Walten dieser Glaubensgemeinschaft ist? Eigentlich müsste das MUT-Grundsatzprogramm, Punkt 11 (siehe Fußnote 4) wenigstens auf diesem Fall angewendet werden, wenn er nicht eine reine Farce darstellen (und bleiben) soll. Eigentlich. Die Informationen zu Kurt Eicher und seiner UL-Anhängerschaft sind nicht neu.
Fußnote 4: So in der Zeitenwende (dem Presseorgan der Tierschutzpartei) seit seiner Wahl zum Vorsitzenden, Heft 28, S. 18
Emil Franzinelli