Forderungs- / Positionspapier saarländischer Tierrechts- und Tierschutzorganisationen
Sehr geehrte Damen und Herren,
zeitlich zum zweiten Sondierungsgespräch zur Bildung einer neuen Landesregierung und anläßlich der besorgniserregenden Situation des Tierschutzes im Saarland,
erhielten die Ministerpräsidentin Frau Kramp-Karrenbauer, der Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD im Saarland, Heiko Maas sowie sämtliche Landtagsabgeordnete des Saarlandes - seitens der
saarländischen Tierrechts- und Tierschutzvereine folgendes Positions - und Forderungspapier.
Als Anlage das Originalschreiben
Wir bitten um eigenredaktionelle Berichterstattung
Ansprechpartner für die Organisationen
Deutscher Tierschutzbund und die Tierschutzstiftung: Herr Kirsch
Menschen für Tierrechte Tierversuchsgegner Saar: Herr Borkenhagen
0173/ 93 545 17
Die Tierfreunde e.V. / Ortsgruppen Saarland: Herr Wadle
0175/72 035 53
Mit freundlichen Grüßen Rolf Borkenhagen
Deutscher Tierschutzbund/Landesverband Saar
Adlerring 1b, 66129 Saarbrücken
Tierschutzsstiftung Saar
Keplerstraße 18, 66117 Saarbrücken
Menschen für Tierrechte / Tierversuchsgegner Saar e.V.
Postfach 10 31 13, 66031 Saarbrücken
Die Tierfreunde e.V. / Ortsgruppen Saarland
Hüngersbergstraße 29a, 66578 Schiffweiler
15.01.2012
Staatskanzlei Saarbrücken
Frau Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer
Am Ludwigsplatz 14
66117 Saarbrücken
und
SPD Landtagsfraktion des Saarlandes
Herrn Heiko Maas
Franz-Josef-Röder-Straße 7
66119 Saarbrücken
Positionspapier der saarländischen Tierrechts- und Tierschutzvereine
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
sehr geehrter Herr Maas,
die aktuelle politische Entwicklung in der Parteienlandschaft des Saarlandes sowie
die prekäre Situation des Tierschutzes vor Ort erfordern vor der Regierungsbildung
die Definition zwingend erforderlicher Verbesserungen sowie die klare und deutliche Positionierung der ehrenamtlich aktiven Vereine und Verbände.
Die in jüngster Vergangenheit bekannt gewordenen Tierschutzskandale in privater als auch kommerzieller Tierhaltung zeigen die Spitze eines Eisbergs, der unter
anderem durch ein - aus unserer Sicht - teilweise dilettantisch, unmotiviert und destruktiv agierendes Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz (LGV), als auch durch die in ihren Kompetenzen
stark eingeschränkten Tierschutzverbände sowie die immer noch fehlende wirksame Gesetzgebung entstehen konnte.
Die Jamaika-Koalitionsvereinbarungen (auch mit Einverständnis von CDU und SPD) waren dringend erforderlich, um den Tierschutz im Saarland zu stärken und haben bisher
nur in geringem Umfang dem geschärften Bewusstsein der Bevölkerung Rechnung getragen, das
u. a. durch Tierschutz- und Lebensmittelskandale sowie durch die Publizierung jagdlicher Tierquälerei geprägt wird.
Die Menschen sind beim Thema Tierschutz, sowohl im privaten als auch kommerziellen Bereich, höchst sensibilisiert und die zukünftige Landesregierung sollte diesem
(Wähler-) Auftrag verstärkt im Interesse wehr- und schutzloser Mitlebewesen Rechnung tragen.
Tierschutz ist in der Mitte der Bevölkerung „angekommen“, wir sind unter der Jamaika-Regierung ansatzweise auf einem vielversprechenden Weg gewesen - der aber allein
schon durch das Verhalten der saarländischen Amtsveterinäre ad absurdum geführt wird. Der Wähler erwartet - mit Recht – Tierschutzpolitik und tierschutzrelevantes Handeln auch und
gerade von der Politik, den Amtsveterinären item der Vollzugs- und Strafbehörden.
Vor diesem Hintergrund erlauben wir uns, Ihnen anschließend eine unvollständige Liste diverser Sachverhalte aufzuführen, bei denen dringender Handlungsbedarf
besteht, verbunden mit der Bitte, dies bei der Bildung der neuen Regierung sowie der Koalitionsvereinbarungen zu berücksichtigen.
Wir bedanken uns bei Ihnen im Voraus, freuen uns auf Ihre Unterstützung und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit im Sinne der Tiere.
Mit freundlichen Grüßen
Deutscher Tierschutzbund
Landesverband Saarland
Tierschutzstiftung Saar
Menschen für Tierrechte / Tierversuchsgegner Saar
Die Tierfreunde e.V. / Regionalgruppen Saarland & Saar-West
- Problemfeld Landesamt für Gesundheit und Verbraucherschutz: Hier ist aufgrund nachweisbarer akuter Fälle die Ansiedlung von Fach- und
Dienstaufsicht sowie des LGV selbst in einem Ministerium zwingend erforderlich. Die langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass die Selbstkontrolle der Amtsveterinäre nach berufsethischen Maßstäben
kläglich versagt hat.
- „Runder Tisch Tierschutz“ im MUEV: Dieses mittlerweile erfolgreich installierte und etablierte Forum bedient den unmittelbaren Austausch
und Kontakt zwischen ehrenamtlichem Tierschutz und dem behördlich installierten „Referat Tierschutz“. Weiterhin erfolgt über dieses Gremium die dezidierte fachliche und temporäre Kontrolle von
Aktivitäten (oder der Untätigkeit) des LGV und anderer Institutionen. Eine zeitnahe Stärkung und Etablierung des Tierschutzes ist aufgrund aktueller, dramatischer Tierschutzfälle (Nunkirchen,
Losheim…) dringend geboten und wird von der Bevölkerung eingefordert, der runde Tisch bietet die Basis dazu.
Wir erwarten die Fortsetzung.
- Novellierung des Jagdgesetzes: Über 100 Infostände, Mahnwachen und Veranstaltungen im Rahmen der Jagdgesetznovellierung haben unmissverständlich
aufgezeigt, dass die Bevölkerung mehrheitlich die antiquierten tierschutzwidrigen Praktiken der saarländischen Jäger missbilligt und tierschutzkonforme Regelungen einfordert. Dazu gehört unter
anderem das Verbot des Haustierabschusses und der Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren, das Verbot der Baujagd, das Verbot des Fallenfangs, außerdem die ganzjährige Schonzeit für Füchse.
Der aktuelle Entwurf des Jagdgesetzes bedient diese Forderungen der Öffentlichkeit und sollte dringend ratifiziert werden, auch wenn viele Parteifunktionäre Jäger sind und den Entwurf zurzeit
noch
blockieren.
Bis zur demnächst anstehenden Jagdgesetznovellierung sind die Haustierabschüsse, ebenso die Jagdzeiten über Verordnungen für den Tierschutz zeitnah positiv zu verändern.
- Verbandsklagerecht: Hier könnte das Saarland – mit Bremen zusammen – eine bundesweite Vorreiterrolle spielen, gestattet doch dieses Klagerecht
eine weitreichende Kontrolle und Einspruchsmöglichkeit gegen tierschutzrelevante Entscheidungen von Behörden und Ämtern. Wir fordern die Einbindung unserer bereits formulierten Randbedingungen in
den aktuellen Entwurf und eine zeitnahe Umsetzung des Gesetzes.
- Landestierschutzsbeauftragter: Die Einrichtung dieses Bindegliedes zwischen Behörden und Tierschutz ist überfällig. Nachdem die Kompetenzen und
Aufgabenstellungen nun klar definiert sind, sollte die Person, vom Landtag berufen, ihm berichtspflichtig und auch in Grenzen weisungsbefugt gegenüber untätigen Behörden sein.
- Der teilweise überbewertete Datenschutz wird als Instrumentarium zur Verschleierung tierschutzrelevanter Untätigkeit bzw. von Fehlentscheidungen
div. Behörden (LGV) missbraucht. Datenschutz als Schutzbehauptung darf niemals die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen blockieren, denn die
Verfolgung dieser Fälle sehen wir als wirksame Prävention an.
Weitere aktuelle Themen sind die sehr zeitnahe Aufnahme eines Katzenkastrationsgebotes (aufgrund explosionsartig ansteigender, freilaufender Katzenbestände,
verbunden mit schlimmem Tierleid und hohen Kosten für die Katzenvereine) in die Polizeiverordnungen, die Thematik Wildtiere in Zirkussen, ebenso das Problemfeld saarländische Zoos.
Hier wird im Rahmen des „runden Tisches Tierschutz“ sowie der Politik und der Institutionen / Behörden noch viel Basisarbeit zu leisten sein.
Verteiler:
Alle saarländischen
Landtagsfraktionen
Tier- und Naturschützer erwarten Rückschritte nach Ende der Jamaika-Koalition:
http://www.saarbruecker-zeitung.de
siehe auch: Tierschutzskandale im Saarland
sowie: Wahlprüfsteine (anlässlich der Landtagswahl Jahr 2009)