Saarland
Ministerium für Bildung und Kultur
Frau Annerose Wannemacher
Hohenzollernstr. 60
66117 Saarbrücken
- vorab per Mail -
28. November 2012
Waldklassenzimmer im Wildpark Saarbrücken
Ihre Beibelassung einer Kinderpädagogik durch Jäger
Ihr Schreiben vom 09.11.2012
Sehr geehrte Frau Annerose Wannemacher,
sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr o.a. Schreiben ist eingegangen. Im Hinblick auf die Sachverhalte überraschen Ihre dargelegten Einschätzungen.
Zunächst bemängeln Sie, dass Ihnen als zuständigem Ministerium die Konzepte der Naturakademie nicht zugänglich sind, um dann Ihre Hoffnung auszudrücken, dass die Lehrkräfte die ihnen zukommende Verantwortung übernehmen und Kinder vor tendenziöser Beeinflussung schützen.
Bei allem Respekt, aber Kinder- und Jugendpädagogik sollte schon einer ernsthafteren Kontrolle unterliegen, zumal Ihnen mit unserem Schreiben eine offensichtliche Jagdlastigkeit der „Naturakademie“ explizit angezeigt wurde.
Konzepte zu recherchieren und darüber zu befinden, ist eine Mindestaufgabe des zuständigen Ministeriums. Anzeigen über Fehlverhalten nachzugehen ist die zweite Stufe.
Tatsächlich wird auch Ihrer Hoffnung auf tendenzfreien Beeinflussungsschutz real nicht entsprochen. Bereits in der Jägerpostille „Saarjäger 2011“, wurde auf Seite 40 unverhohlen die Strategie der Jäger mit folgendem Zitat beworben: „Ziel der Veranstaltung war neben Spiel und Spaß die Sensibilisierung der Kinder und ihrer Eltern für die forstliche und jagdliche Nutzung des Waldes“.
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Faktisch falsch ist auch Ihre Behauptung, „Grundeigentümer hätten eine Verpflichtung zur Jagd“. Tatsächlich liegt das Urteil des EuGH MR, Application No. 9300/07 vom 26.06.2012 vor, dass ausdrücklich eine vollumfängliche Befreiung der Zwangsjagd in Deutschland aus ethischen Gründen zum Tenor hat und de jure seit Urteilserlass letztinstanzlich rechtswirksam ist. Auch dann schon, als Sie Ihren o.a. Brief verfasst haben.
Es wird Ihnen, Frau Wannemacher, dringend empfohlen, sich der Tragweite Ihrer Positionierung in dieser Angelegenheit bewusst zu werden. Gehören die Kinder Ihrem Ministerium und Sie präsentieren die Zielvorgaben? Natürlich gehören die Kinder niemandem, nur sich selbst und sie verdienen Fürsorge. Und die Eltern sind mit Abstand die geeignetsten Entscheider, wenn es um die Frage geht, was das Beste für ihr Kind ist.
Die Eltern sind in der Regel davon abhängig, eine ausgewogene pädagogische Versorgung für ihr Kind angeboten zu bekommen. Ihr Leben liefe aus dem Ruder, wenn sie dieses Angebot bis in jeden Winkel selbst überprüfen müssten.
Ihre Aufgabe, Frau Wannemacher, ist darum sehr verantwortungsvoll. Die Bereitschaft, solche Implizierungskonzepte der „Naturakademie“ als Leitideen zu akzeptieren, die Ethik in die private Sphäre verbannen, mündet in technokratisches Management.
Wenn pädagogische Betreuung dem Höchstbietenden überlassen wird und ein Outsourcing der Moral und Verantwortung aus dem öffentlichen Raum stattfindet, dann entleert die Basis des Gemeinwesens, und dieses Vakuum werden tendenzielle Kräfte einnehmen.
Die Stadt Saarbrücken ist mit Billigung der Landesregierung die einzige Stadt in Deutschland, die einem Großwildjäger dieser Dimension eine solche Aufgabe in einem pädagogischen Bereich vertraglich übertragen hat.
Mit freundlichen Grüßen
Menschen für Tierrechte/Tierversuchsgegner Saar e.V.
Rolf Borkenhagen
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Tourismuszentrale Saarland
Roman Wüst
Seite 03/Anhang
Seite 03/Anhang
Erlauben Sie uns noch einige Fragen, denn offensichtlich schließt Ihr bisheriger Vortrag das eigentliche Problem des Sachverhaltes zunächst aus. Wir gehen mit Sicherheit nicht zu weit, wenn wir unterstellen, dass ein Großwildjäger, der zudem Jagdreisen anbietet, bei denen u.a. in Afrika teils artengeschützte Wildtiere der Jagdlaune finanziell potenter Kundschaft zum Opfer fallen, nicht die nötige moralische und ethische Integrität besitzt, um Kinder und Jugendliche weder direkt noch indirekt pädagogisch zweifelsfrei zu betreuen.
Rechtfertigen und billigen Sie die Großwildjagd gemäß den Angeboten von Herrn Roman Wüst auf 92 Internetseiten trotz moralisch-ethischer Vorbehalte in unserer Gesellschaft?Wenn ja, womit ? Wenn nein, warum billigen Sie dann Herrn Wüst als Pädagogen für Kinderarbeit in Saarbrücken, obwohl er genau diese Art der Jagd professionell und stets auf der Suche nach Kundschaft, weltweit vermarktet, und auch selber ausübt?Sehen Sie einen moralisch-ethischen Unterschied zu den Großwildjagden des global auf massivste Kritik und Abscheu gestoßenen spanischen Königs Juan Carlos und den Großwildjagden des Leiters der Saarbrücker „Naturakademie“ ?
Wenn ja, bitten wir um Begründung.
Herr Roman Wüst betont immer wieder persönlich seine hohe Befriedigung bei der Jagd, seine Jagdleidenschaft, seine Jagdliebe. Erachten Sie eine charakterliche Eignung des Herrn als neutralen Pädagogen für Kinderarbeit im Saarland selbst noch unter dem Aspekt für gegeben, dass er gegen hohen Profit Jagden auf artgeschützte Wildtiere organisiert und ausführt?
Wenn ja, dann auf welcher Basis? Nach Ihrer eigenen Aussage kennen Sie die Konzepte des Herrn Wüst ja nicht.
Jagd, wie sie heutzutage in Deutschland praktiziert wird, ist zu allererst Hobby- und Freizeitjagd, bei der oftmals ein diffuser Hang zum Töten im Vordergrund steht. Erwiesene tierquälerische Jagdpraktiken, die bereits in mehreren Bundesländern vor dem Verbot stehen, sind allgegenwärtig an der Tagesordnung. Hierzu finden Sie im weiteren Anhang einige Ablichtungen, die zeigen, wie Tiere aussehen, wenn „tierschützende“ Jäger mit den ihnen anvertrauten Lebewesen fertig sind.
In der Jägerzeitung „Pirsch“ vom 21.11.2012 erschien der Artikel: Kinder und Jagd.
Er befasst sich mit dem Heranführen von Kindern an die Jagd. Gerade auch durch Jägerinnen und Jäger die als sog. „Waldpädagogen“ in der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit tätig sind. Zwei Zitate daraus:
„Revierarbeiten wecken neben Naturbeobachtungen die kindliche Neugier – und stehen so vor der aktiven Jagd.“
„Wenn Kinder später Eltern, Freunden und Bekannten erzählen, dass „der Jäger“ den Wald, die Natur und die Tiere „liebt“, hat man als laienhafter Wald- und Jagdpädagoge alles richtig gemacht.“
Eindeutiger können jagddienliche Absichten kaum beschrieben und beworben werden.
Seite 04/Bilddokumentationen
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