Unsere Stellungnahme zum geplanten sogenannten "Fuchspark-Projekt" in Lauterbach
Als saarländische Tierrechtsorganisation und Mitglied der Tierschutzstiftung beziehen wir uns auf Presseberichte der Saarbrücker Zeitung vom 17. Und 21.04. mit den Überschriften „Ein Fuchspark mitten im Warndt“ und „Lauterbacher Ortsrat sagt Ja zum Fuchspark“ sowie auf das Konzept „Fuchspark Warndt“:
http://www.witas.eu/images/stories/fotos_witas.eu/aktuell/konzept-park.pdf
Wir haben das Konzept sorgfältig überprüft und stellen fest, dass die Kernzielsetzung von Herrn Jenal lediglich ein Tourismusprojekt ist unter stärkster Vernachlässigung von tierschutz-/tierrechtlichen Voraussetzungen – allein die vorgesehenen Gehegegrößen, gleich unter welcher Besatzdichte verstoßen eindeutig gegen das Tierschutzgesetz. Das Konzept wird unsererseits abgelehnt.
Grundsätzlich wäre nichts gegen eine Auffangstation und einen Lebenshof für in Not geratene oder verletzte Tiere einzuwenden, um Füchse fachmedizinisch zu versorgen , danach entweder wieder auszuwildern oder nicht mehr auswildbaren Füchsen einen Ort der Ruhe zu bieten.
Im o. g. Konzept steht wörtlich: „Der Fuchspark dient pädagogischen, touristischen und Tierschutzzwecken. Der Fuchspark vermittelt für die Bevölkerung, für Bildungseinrichtungen vom Kindergarten über alle Schulformen hinweg bis hin zur Universität dezidierte Informationen zu den genannten Fuchsarten.“
Füchse sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, deren Sinnesorgane speziell an das Leben im Dunkeln angepasst sind. Füchse bewohnen Erdbauten, die sie entweder selbst graben oder auch von einem Dachs übernehmen. Dies ist mit ein Grund, warum es in Zoos oder Tierparks nur sehr selten Gehege mit Füchsen gibt. Sie sind für die Besucher schlichtweg nicht interessant genug.
Weder ist hier ein pädagogischer Wert festzustellen – noch können hier bei Füchsen die durch ihr Vorleben menschengeschädigt oder/und menschengeprägt sind, natürliche Verhaltensweisen studiert und verstanden werden. Voraussetzung in diesem „Fuchszoo“ wäre auch eine zwingende Kastration um weiteren Nachwuchs zu verhindern – eine weiterer Fakt gegen Argumente des Studierens „natürlicher Verhaltensweisen“, da Kastrationen Verhaltensweisen bekannterweise enorm verändern.
Dieser „Fuchspark“ ist nicht nur als Ausflugsziel für Kindergärten und Schulklassen gedacht sondern kann zusätzlich als „Nachtlager“ gebucht werden. Zu diesen schon enorm hohen Stressfaktoren für die Füchse, ist festzustellen, dass durch den gewählten Standort weitere Lärmbelastungen durch die vorhandene Einrichtung „Malitz-Waldhaus“ und deren Gäste zu erwarten ist. Geplant ist lt. o. g. Projekt außerdem, diesen „Fuchspark“ durch intensive Medienarbeit europaweit bekannt zu machen. Sollte dies tatsächlich in der vorgesehenen Form praktiziert werden und die Tiere somit nie zur Ruhe kommen weil sie permanent zur Schau gestellt werden, was zweifellos zusätzlich zur Gefangenschaftshaltung zu weiteren Verhaltensstörungen führt, hat das weder mit Tierschutz noch mit dem vorgeblichen Sinn des Projektes „den Fuchs näherzubringen“ zu tun - sondern ist wie jede zoologische Einrichtung ethisch absolut inakzeptabel und geht völlig an der Sache vorbei.
Zudem bezweifeln wir sehr stark, dass das geplante Vorhaben des Fuchspark-Projektes in Lauterbach als „touristischen Attraktion“ taugt. Selbst wenn die erwünschten Besucherströme für die finanzielle Absicherung sorgen sollten, so ist der entstehende Stress für die Füchse aus Tierschutzgründen – wie beschrieben – durch nichts zu rechtfertigen. Der Fuchspark soll auch angeblich zur Aufklärung über den heimischen Rotfuchs dienen. Dazu braucht es keine Steppen-, Polar- oder Silberfüchse, die bei uns nicht heimisch sind und deren Haltung unter klimafremden Bedingungen nicht akzeptabel ist.
Geplant ist, die nur 350-400 m² kleinen Einzelgehege mit „Sichtblenden“ voneinander zu trennen. Wie jedes nachtaktive Tier verfügt der Fuchs jedoch über einen sehr ausgeprägten Hör- und Geruchssinn. Mit einer Riechzellenoberfläche von ca. 120 cm2 und ca. 225 Millionen Riechzellen riecht der Fuchs im Vergleich zum Mensch (Oberfläche ca. 5 cm2 und ca. 5 Mio. Riechzellen) 450mal besser. Tiere, die sich in Freiheit instinktiv aus dem Weg gehen würden und Reviergrößen bis zu 40 km² bewohnen, sind hier permanent nur wenige Meter voneinander nur „durch Sichtschutz“ getrennt. Dies sind weitere nicht nachvollziehbare Belastungen, die ausgerechnet von einem Verein, der sich dem Tier- und Artenschutz verschrieben hat – Füchsen zugemutet werden wollen.
Aufgrund des tierschutzwidrigen Konzeptes sehen wir in dieser Organisation außer der fehlenden Personalstärke - noch nicht einmal Sach- oder Fachkompetenz für eine eventuelle Auffangstation mit einem angeschlossenem Lebenshof ohne den abzulehnenden Tourismus.
Wir teilen zudem die Bedenken des Bürgermeisters Wolfgang Bintz (CDU), der schon auf weitere Konsequenzen aufmerksam gemacht hat, in vollem Umfang. „Wenn der Stadtrat Geld für den Fuchspark bewillige, dann müsse auch etwas für den Tierschutzverein geschehen. Der sei schon länger auf der Suche nach einer Bleibe, wo er ungestört arbeiten könne.“
Hier sei noch angemerkt, dass dringlichere weitere, dem Gemeinwohl dienende Projekte wie z. B. ein integratives Stadttaubenkonzept oder ein Katzenkastrationsprojekt bis heute auf finanzielle Unterstützung warten.